Riechen, hören, sehen, fühlen, schmecken. Fünf Sinne, von denen wir ausgehen. Es gibt einen sechsten: das Gelaut.
Große Beachtung hat unsere Sprache als Kommunikationsmittel und damit wichtigstes Werkzeug für die Spezie Mensch als soziales Wesen, welches in der Gruppe lebt, sich bindet, sich fortpflanzt und weiterentwickelt. Diese Funktion hat den Blick auf etwas verstellt - die sinnliche Wirkung, die das Sprechen als Selbstberührung für den Menschen hat, ist eigentlich das Zentrum des Ich. Mit jedem Laut berührt man sich selbst und fühlt sich anders, spürt sich auf unterschiedliche Art und Weise selbst, bringt sich zum Klingen, wie den Körper einer Gitarre. Wir intonieren unser Ich; machen eine innere Bewegung, fühlen eine innere Berührung. Wir lecken, kitzeln, hauchen, klopfen uns, pusten und plustern uns, streicheln uns innerlich mit unseren Lauten und bringen uns zum beben, grollen, genießen, leben. Jedes Wort wird zu einem kleinen Feuerwerk aus Empfindungen, einem sinnlichen Kompositum, welches uns spüren macht, was wir sagen wollen - oder umgekehrt, welches uns lauten macht, was wir spüren wollen.
Die historische Sprachwissenschaft fragt danach, welche politischen oder gesellschaftlichen Einflüsse es waren, die uns ein Wort in unseren Sprachgebrauch haben übernehmen lassen. Natürlich gibt es gesellschaftliche Entwicklungen, Trends und Veränderungen von außen, die Einfluss haben, welche Sprache sich in einer anderen breit macht. Aber dass man eben genau diese Sprache oder ein bestimmtes Wort übernommen hat, muss auch immer etwas damit zu tun haben, dass das Sprechen der Sprache oder des Wortes oder des Lautkompositums ein bestimmtes Gefühl im Sprecher macht, welches er haben will und mit dem er übereinstimmen will, was seinem Selbstverständnis oder dem, welches er haben will, entspricht. "Cool" zum Beispiel - nicht mehr wegzudenken aus unserem Wortschatz, und hart bekämpft von denen, die die Veränderungen der Alltagssprache für Sprachverfall halten - aber - gibt es ein einziges Wort im "Deutschen", was an das Gefühl "cool" herankommt? Was das bezeichnete Gefühl auch nur im Ansatz ausdrückt? Toll? Klasse? Super? Nein. Wer cool sagt, hat in dem Moment des Lautens bzw. Denkens das Gefühl "cool", und fühlt sich durch cool cool. Nur aus diesem Grund nehmen wir es in unseren Sprachgebrauch auf und aus keinem anderen. Natürlich entlehnen wir da, wo der Trend uns beeinflusst. Die englische Sprache spielt in unserem Jahrhundert eine große Rolle, besonders für die Jugend, die durch ihre Aufgabe, anders zu sein und neue Wege zu gehen offen ist, sich von den Alten und deren herrschenden Werten abzugrenzen. Es macht sie "anders", anders zu sprechen, oder andersherum, sie finden über die Sprache ihr Anderssein. Um so besser, wenn die Alten sich über die neuen Wörter aufregen und sie ablehnen. Ich bin eine Jugendliche der 80er gewesen und erinnere mich noch gut daran, wie entsetzt meine Eltern waren, wenn wir das Wort "geil" für toll oder schön benutzt haben. Sprache ist auch immer ein gutes Mittel, sich zu gestalten, abzugrenzen, zu provozieren, sich anders zu zeigen aber vor allem anders zu sein und sich dabei freier zu fühlen. Das Gelaut ist wie eine Zunge, mit der wir an uns herumspielen und uns ausloten und ergründen. Eine Gesellschaft muss sich verändern. Sonst geht sie unter.
Ich behaupte, Spracheinflüsse oder Veränderungen haben immer mit dem Ich zu tun. Dem einzelnen und dem kollektiven. Sagen wir cool, fühlen wir cool. Sagen wir ich, fühlen wir ich. Sagen wir tatsächlich, fühlen wir tatsächlich. Und umgekehrt. Sind wir tatsächlich, sprechen wir tatsächlich.
Wie kann es denn auch anders sein. Wir massieren unsere Füße, drücken Druckpunkte auf unseren Köpfen, berühren unser linkes Ohrläppchen, wenn wir verlegen sind, gähnen, wenn wir gelangweilt sind, schauen nach links oben, wenn wir phantasieren und nach rechts oben wenn wir erinnern oder umgekehrt. Wenn wir aber nach dem Grund für bestimmte Worte oder Veränderungen in der Sprache fragen, beschäftigen wir uns nicht mit Habtik, sondern einzig mit Inhalt, Kultur, Linguistik und Physiognomie. Bestehend aus Millionen von Nervenzellen, Härchen, Schleimhäuten, dem Kehlkopf, der darin befindlichen Stimmritze, aus Neben- und Stirnhöhle, den Stimmbändern, der Mundhöhle, dem Rachen, aus der Zunge, (die sich in viele verschiedene Bereiche unterteilt, Zungenspitze, Zungenblatt etc.), dem Gaumen, an den wir anstoßen, aus den Zähnen, der Luftröhre, der Nase und der Lunge, aus Spucke und aus den Lippen, wir zünden ein Feuerwerk in uns und es passiert ganz viel in unserem Körper, wenn wir sprechen. Das Gelaut ist ein spektakuläres Organ. Es bringt zum Schwingen, stellt innerlich Druck aus Luft her, die wir ein und ausatmen, stimuliert uns, macht es uns mit manchen Gefühlen und Lautkombinationen schwerer und mit anderen ganz einfach. Es ist einerseits ein Werkzeug, dessen wir uns bedienen, ein Instrument, welches wir benutzen, um uns und unsere Bedeutung zu fühlen und jemand zu sein - es ist dabei aber auch die Klaviatur unseres Empfindens. Ich wüsste gerne, wieviele Gefühle wir hätten ohne Gelaut. Ich nehme an, genau zwei: Wohl- und Unwohlsein. Emphatie, Meditation, Reflektion, Visualisation, Gedächtnis, Beten, Selbstmanagement - ohne Gelaut, und sei es nur das vorgestellte, ginge nichts.
Sinnesorgane sind per Definition Organe, durch die Reize aus der Umwelt aufgenommen werden. Das trifft so erstmal nicht auf das Gelaut zu. Das Gelaut produziert und gibt nach Außen. Aber ist es wirklich nur nach Außen? Oder ist der eigentliche Sinn, dass es innen etwas fühlen lässt. Ist es das Gelaut, welches das Ich möglich macht? Ist unsere Sprache die Henne und das Ei, die Spinne, die erst Weibchen und dann Männchen ist, sich selbst befruchtet und dann auffrisst? Der Sinn, ein Ich auszubilden, sich als eigenen Menschen zu empfinden, sich weiterzuentwickeln, zu verändern? Und damit meine ich nicht nur die Sprache, die wir laut geben oder die wir hören, sondern die, die wir denken und fühlen, die wir innerlich in uns bewegen, die uns denken und fühlen macht - die uns macht.
Ich erwische mich manchmal dabei, wie ich mit mir selbst spreche und bekomme immer einen Schreck, denn als ich Kind war, wurde mir gesagt, nur die Verrückten sprechen mit sich selbst. Aber ich glaube, es ist immer die Imagination, mit der wir sprechen. Wir sind selbst zwei, ein Innen und ein Gegenüber. Selbstgespräche sind ein lauter gedrehtes Gelaut. Selbstgespräche sind Leben. Ich würde soweit gehen, zu behaupten, es gibt kein Denken ohne Sprache. Ich würde soweit gehen, zu behaupten, dass jedes Gespräch mit anderen im Grunde Selbstgespräch ist und sich nur sekundär an einen anderen Menschen richtet, nämlich weil wir nicht sind, wenn es niemanden gibt, der sich dafür interessiert. Der, der da am Straßenrand steht und spricht, obwohl er keine Ohrhörer und keinen Menschen neben sich hat, ist nicht sonderlich, sondern macht das, was wir alle ständig tun. Es ist keiner da, der ihm der Spiegel ist, mit sich in Kontakt zu kommen, also spricht er, damit er denken kann. Er spricht, damit er sich hört. Er spricht, damit er ist.
Nehmen wir das Wort "stark". Wir haben es so gelautet, weil es mit dem st und dem rk am Ende ein kraftvolles Gefühl beim Sprechen gibt, es ist schlicht, hat ein a, den geradesten Laut, den wir haben, der direkt aus der Mitte kommt, sich nach stark anhört. Es macht stark, wenn man es spricht, es besteht eine Wechselwirkung - so wie wir lauten, fühlen wir. Wenn wir stark sagen, fühlen wir stark. Passiert das beides zeitgleich? Stellt einen hier Henne und Ei wieder vor die große Adam und Eva-Frage, nämlich wie und wann der Mensch irgendwann mal angefangen hat?
Irgendwo da, zwischen unserer Vorstellung von stark und dem Bezeichneten, ist das Sein, das Eigentliche. Jedes Wort, das wir sprechen, ist eine Positionsbestimmung vom Ich zum Bezeichneten, eine Beziehung vom Ich zum Es, vom Gedachten zum Gefühl und umgekehrt. Die Schnittmenge zwischen dem Ich und dem Du und dem Es. Jeder Satz ist eine Komposition aus hunderten von Lauten, jedes Gefühl ist eine Komposition aus hunderten von Gefühlssequenzen, die sich miteinander verbinden und eine Beziehung zueinander - und damit zu uns selbst - eingehen, ein Gebilde aus vielen, vielen kleinen Gefühlseinheiten, die miteinander etwas bedeuten. Ein kleines Knurren, ein Ausspucken, Pusten, ein wohliges a, ein knallendes p oder das en am Ende, das die Verben zu den Bewegungs- und Prozesswörtern macht, den Dingen, die sich hinziehen, dauern, nicht fest oder starr sind. Das a fühlt sich anders an, als das p, Sprechen macht Spaß, sprechen macht eigen, sprechen macht etwas mit uns, sprechen macht uns.
Lauten ist das Streben nach Selbsterkenntnis. Die Suche nach sich selbst, nach dem Ich. Sprache ist Bedeutung. Auf verschiedenen Ebenen.
Das hat nichts mit Schallwellen zu tun. Die Schallwellen sind die Physik. Der Transport. Die Art und Weise, zu kommunizieren. Es geht nicht darum, ob die Stimme funktioniert oder ob wir nach außen hörbar sind. Jedes Wort, jede Eigenart des Sprechens, Besonderheit in der Artikulation, unsere Grammatik, die Kennzeichen eines Dialekts, was wir denken, besteht aus Gefühlssegmenten, Mentalitätsmikrozellen, klitzekleinen Seinsweisen - das gilt für den Stummen genau wie für den Tauben oder den Taubstummen. Das kann jeder überprüfen, wenn er liest. Wir lesen, indem wir jedes Wort stumm artikulieren. Die innere Bewegung, Berührung, die Reize im Körper finden innerlich statt. Die Stimme ist ein Instrument, das uns dazu befähigt, nach außen zu gehen, sozial und kontaktfähig zu agieren, aber darunter liegt, dass wir uns das Artikulieren der Laute vorstellen und fühlen, als würden wir sie tatsächlich aussprechen. Wir hauchen in unserer Vorstellung die Luft, rollen das R und singen das E auch ohne unsere Stimme tatsächlich zu benutzen. Sie hebt oder senkt sich im Geiste, näselt oder presst und macht uns genauso fühlen und sein, nur schwächer. Man könnte sagen, die Stimme ist der Lautstärkeregler.
Die Anerkennung eines Gelauts könnte Türen öffnen, erklären, warum der Stotterer stottert, man keine Mama fühlt, wenn man keine hat, die man so nennen darf, und selbst keine werden kann, wenn man sie nicht beim Namen nennen kann, der Depressive sich selbst verliert, der Einsame Selbstgespräche führt, der Narzisst so unerreichbar ist, es das Tourette-Syndrom gibt. Die Aufnahme des Gelauts in den Duden des Seins kann alles Zusammenbringen, was in verschiedenen Fachbereichen und Wissenschaften nebeneinander steht. Das Gelaut macht Sinn. Den sechsten.
Das A geht ganz einfach und direkt raus. Ohne Hindernisse, ohne Artikulation. Man braucht nur den Mund leicht öffnen, ein bisschen drücken und etwas Stimme geben. Das A ist wie ein Ausatmen mit Klang.
Die Zunge bleibt entspannt, sie wird nicht gebraucht..
Ich würde sagen, das A ist der Grundlaut. Wenn wir die LIppen verändern, wird das A zum E, zum U oder auch zum O. Es ist der zweitoberste Laut. Ganz oben ist das I, dann kommt das E, dann das A, dann das O und dann ganz unten das U.
Schließt man den Mund und sagt A, wird das A zum M. M und A ergeben das existentielle Wort Mama. Das, was uns das Leben schenkt, Mama. Es passt, dass das angenehm und einfach zu lauten ist, und nicht Patentante heißt. Eine Mama ist selbstverständlich, man kommt mit der Sicherheit auf die Welt, dass sie da ist und sich um einen kümmert
Es kommt aus dem oberen Brustkorb. Legt man die Hand auf, spürt man die Vibration der Luft, die man nach außen gleiten lässt. Das A ist ein positiver Laut, angenehm zu produzieren. Psychologisch betrachtet hilft er uns dabei, sich zu entspannen, loszulassen, zu genießen. A zu sagen füllt einen auf eine weiche und warme Weise aus. Es ist ein freundliches, positives Segment, das uns für den Bruchteil einer Sekunde mit Wohlbefinden erfüllt.
Das I ist der Laut, der am weitesten oben ist. Er braucht eine angespannte, gebogene Zunge, deren Seiten den Gaumen oben berühren. Die Spitze bleibt in der Mittel. Das I ist ein kontrollierter und angespannter Klang.
Das I ist über dem Ich, das Überich, Reflektion, eine Denkleistung, anders als das U, das genau gegenteilig unreflektiert aus dem Bauch kommt. Das I ist der Teil des Ich, der Bewusstsein, Gedanke, Erkenntnis ist. Wissen, wichtig, Wille, Witz, Ignoranz, Isolation.
Das I ist über uns wie der Wind, das Kind, das Licht, die Idee, die Ideologie, weil es erst das Ich braucht, um Position des Kindes zu wissen und weil das Kind die Evolution weiterführt.
Das I bestimmt immer eine Position oben in Relation zum Ich. Bzw. andersrum: das I macht das Ich unterhalb fühlen.
Das I ist gesteuert, abstrahiert, durch Selbstbestimmung in ein Wort gefasst.
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Das E zieht die Mundwinkel hoch. Die Zunge bleibt zwar nicht locker, aber in der Mitte des Mundraums und stößt nicht an.
Das E macht aufmerksam. Das E ist ein Laut, der nach vorne geht. Er ist angriffslustig. Energetisch. Er kostet uns Druck und macht Druck, muss im Brustkorb und im Kiefer ein bisschen nach oben gedrückt werden. Er hebt das Gemüt über unsere Körpermitte, rafft uns auf, strafft uns, gibt uns Power und Energie. Es ist Aktion.
Ey, Erde. Ehe. Ende. Wende. Ekel. Enkel. In der Kombination mit dem N, am Ende aller Verben als EN, macht es Bewegung fühlen, da ist etwas, was andauert, es ist in Aktion, vollzieht sich über einen längeren Zeitraum, Entwicklung, Bewegung, Werden. Mit zwei N ist es Rennen, rennt nach vorne, schneller, etwas mehr Einfühlung braucht es beim Wenn, das ist es Hypothese im Gegensatz zum ist, Option, eine Möglichkeit, es passiert noch nicht, könnte aber werden. Gefühlssegment "Prozess" - das EN.
Das U ist ein Laut, der ganz von unten aus uns heraus klingt. Er braucht die angespannte, geformte Zunge. Sie rundet sich nach unten, berührt aber nicht den Gaumenboden oder die Mundhöhle.
Das u ist der animalischste Laut, er kommt von tief unten, aus unserem Unbewussten, Unbenannten, Unkontrollierten. Er ist der Bauchlaut, die Intuition, das unreflektierte Gefühl.
Das O ist ein Laut, für den man vor allem die Lippen benötigt. Man muss ihn mit ihnen rund formen. Den Kiefer öffnet man leicht, so dass auch er rund wird. Es kommt ohne eine angespannte Zunge nur durch den festen Start in der Kehle, den kurzen Laut und viel Luft nach oben. Er vibriert im Kehlkopf und im unteren Kiefer, in der Mundhöhle, hat dabei aber eine warme Resonanz im Brustkorb. Sein Timbre ist eher warm.Wenn man sich den Körper als eine Skala vorstellt, kommt er gefühlt eher aus der Mitte, ist über dem u und unter dem a.
Er ist Erstaunen, Ordnung, lässt sich hauchen und fühlen, er ist groß und rund, gibt uns eine Basis, ist das, auf was wir gründen. Der Opa ist unsere Abstammung, der Vorfahre, die Wurzel, das Oder hat eine Alternative für uns, die Odyssee ist eine Reise aus der Vergangenheit ins Ungewisse, das Vor war eher da, die Ordnung liegt uns zugrunde, die Tür ist offen, sie lässt unser Ich frei.